Brotbaum und Reiskorn – was die Küchen von Cévennes und Camargue prägt
Kaum etwas erzählt mehr über eine Region als ihre Küche. Zwischen den schattigen Tälern der Cévennes und den weiten Lagunen der Camargue entfaltet sich eine kulinarische Vielfalt, die so gegensätzlich ist wie die Landschaft selbst.
Die Cévennes – Kraftvoll und erdig
In den Cévennes ist es die Kastanie, die seit Jahrhunderten als „Brotbaum“ gilt und den Menschen in kargen Zeiten das Überleben sicherte. Noch heute prägt sie viele Gerichte – vom süßen Kastanienhonig bis zur kräftigen Bajana, einer Suppe aus Kastanien, die Bauern früher nach langen Tagen auf den Feldern wärmte. Auch die Oignon doux des Cévennes, eine milde, süße Zwiebel, die in Handarbeit in den Terrassenfeldern geerntet wird, ist zu einem Symbol der Region geworden.
Die Camargue – Salz, Sonne und Reis
Die Camargue hingegen lebt vom Wasser, vom Salz und von ihren Feldern. Hier wächst der berühmte Riz de Camargue, dessen rote, schwarze und weiße Sorten heute in ganz Frankreich geschätzt werden. Auf den Märkten begegnet man würzigen Spezialitäten mit Meeresfrüchten, kräftigen Eintöpfen und dem typischen Broufade, einem langsam geschmorten Rindfleischeintopf, reich gewürzt mit Oliven, Knoblauch und Rotwein.
Landschaft im Geschmack
So unterschiedlich die Produkte auch sind, sie haben eines gemeinsam: Sie spiegeln die Landschaft wider, aus der sie stammen. Die Cévennes sind erdig, herb, kraftvoll. Die Camargue ist salzig, mediterran, sonnenverwöhnt. Beide Küchen erzählen Geschichten vom Überleben, von der Freude am Essen und vom engen Band zwischen Mensch und Natur.
Wer hier reist, kann die Unterschiede mit jedem Bissen schmecken – Kastanie oder Reis, Bergsuppe oder Meeresgericht. Am Ende wird klar: Der wahre Reichtum des Südens liegt nicht darin, sich für eine Seite zu entscheiden, sondern darin, die Vielfalt beider Küchen zu entdecken.